Durch dick und dünn: Dein Darm hält dich am Laufen
Der Darm ist dein größter Energielieferant. Er sorgt dafür, dass die wichtigsten Bestandteile der Nahrung aufgenommen werden. Es gibt viele Möglichkeiten, wie du dein kleines Kraftwerk im Bauch schützen kannst.
Die verschiedenen Abschnitte des Darms haben sich die Arbeit perfekt aufgeteilt: Im Dünndarm – jenem Teil des Darms, der direkt nach dem Magen folgt – werden Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett aufgenommen. Damit das gelingt, verfügt er über zahlreiche Zotten, die eine Oberfläche so groß wie ein Fußballfeld bilden. Der Dickdarm hingegen entzieht das Wasser und ist für die Eindickung des Stuhls zuständig.
Der bis zu 7,5 Meter lange Teil des Verdauungstrakts beeinflusst außerdem dein Immunsystem. „Im Darm haben wir noch einmal so viele Zellen wie im ganzen restlichen Körper. Diese Bakterien bilden das sogenannte Mikrobiom, das von manchen auch als ‚Darmgehirn‘ bezeichnet wird“, erklärt OA Dr. Peter Adelsgruber vom Darmgesundheitszentrum am Partner-Krankenhaus Barmherzige Schwestern Ried. Das Mikrobiom ist unter anderem dafür zuständig, Krankheitserreger, die wir durch die Nahrung zu uns nehmen, abzuwehren oder Darmbewegungen anzuregen, die den Darminhalt weiterbewegen.
Erkrankungen des Dickdarms
Die häufigste akute Erkrankung im Bereich des Dickdarmes ist jene des Wurmfortsatzes („Appendizitis“). Im Volksmund wird sie – nicht ganz korrekt – als Blinddarmentzündung bezeichnet, obwohl bei der Appendizitis nur die Entzündung des Wurmfortsatzes gemeint ist. Diese kann vom Kindesalter bis ins hohe Alter auftreten und äußert sich in Schmerzen am rechten Unterbauch. Sie wird in Ausnahmefällen mit Antibiotika behandelt. Meist muss der Wurmfortsatz jedoch operativ entfernt werden.
Daneben zeigen sich im Dickdarm auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Erstgenannte kann den ganzen Magen-Darm-Trakt betreffen. Die Colitis ulcerosa tritt manchmal auch am Dünndarm-Ende auf.
Wucherungen der Darmschleimhaut, die Darm-Polypen, sowie krankhafte Vorstufen von diesen können in weiterer Folge zum Dickdarmkrebs führen. Dieser tritt eher im zweiten und dritten Lebensdrittel auf – wenngleich auch tendenziell seltener als noch vor ein paar Jahren (siehe Infobox „Früherkennung und Krebs“).
Immer häufiger zeigen sich hingegen sogenannte Divertikelerkrankungen. Das sind Schleimhaut-Ausstülpungen im Dickdarm, die zu Entzündungen, Engstellen und schlimmstenfalls auch zu einem Darmdurchbruch und Bauchfellentzündungen führen können. „Früher waren diese Erkrankungen eine Rarität”, betont Dr. Adelsgruber. Doch der westliche Lebensstil sorgt für mehr und mehr Fälle. Divertikelerkrankungen treten vorwiegend zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf – aber auch Patient*innen zwischen 20 und 30 Jahren mussten schon behandelt werden.
Erkrankungen des Dünndarms
Auch im Dünndarm können sich Divertikel bilden. Ebenso treten Angiodysplasien, das sind spezielle Gefäßfehlbildungen, und Passagestörungen („Darmverschluss“) auf. Die Zöliakie, eine durch Glutenunverträglichkeit ausgelöste Autoimmun-Erkrankung, ist ebenfalls im Dünndarm beheimatet. Diese beginnt meist im Zwölffingerdarm, dem ersten Abschnitt des Dünndarms.
Zu oft oder zu selten?
Es gibt einige Warnsignale, die du für deine Darmgesundheit beachten solltest (siehe Infobox „Warnsignale“). Für Fragen und Missverständnisse sorgt immer wieder die „richtige“ Stuhlfrequenz. Manche haben ein- bis zweimal in der Woche Stuhl, andere dreimal täglich. „Da gibt es eine große Bandbreite, was als normal gilt“, erklärt Dr. Adelsgruber. „Gravierende Veränderungen der Frequenz sollten abgeklärt werden.“
Das tut deinem Darm gut
Nutze die Dickdarmkrebs-Früherkennung, bei der unter anderem auch Krebs-Vorstufen entdeckt und in manchen Fällen auch gleich entfernt werden können (siehe Infobox „Früherkennung und Krebs“).
Wähle die Mittelmeerdiät und eine ballaststoffreiche Ernährung. Das heißt: rotes Fleisch, tierische Fette und Pökelsalz reduzieren. Dafür mehr Fisch, Olivenöl, Obst und Gemüse. Um dein Mikrobiom zu stärken, solltest du öfters Joghurt essen.
Bewege dich regelmäßig. Sport macht einem trägen Darm Beine.
Abführmittel nur gezielt verwenden, da diese auf Dauer den Darm schädigen können.
Solltest du eine Schilddrüsenunterfunktion haben, dann denke daran, dass diese zu einem trägen Darm führen kann.
Wenn du länger ein Antibiotikum einnehmen musst, dann sind – in Absprache mit den behandelnden Mediziner*innen – eventuell Probiotika empfehlenswert.
Bei älteren und/oder mehrfach operierten Menschen – egal, ob sie zuhause leben oder in einer Einrichtung betreut werden – sollte besonders auf die Verdauung geachtet werden. Falsche Ernährung, aber auch Schmerzmittel und Opiate können zu Verstopfungen führen – verschlimmert durch Bewegungsmangel oder zu wenig Flüssigkeitszufuhr. Diese Kombination sorgt immer häufiger dafür, dass diese Menschen wegen einer Kotstauung in einem Spital behandelt werden müssen, obwohl dies vermeidbar wäre.
Warnsignale
Bitte hole dir ärztlichen Rat bei Symptomen wie:
- Blut im Stuhl
- Schmerzen, die länger als sechs Stunden andauern und auch mit Schmerzmittel und/oder Wärmeflasche nicht besser werden
- ungewollte Gewichtsabnahme
- veränderte Stuhlkonsistenz
Erste Anlaufstelle sind Allgemeinmediziner*innen. Diese überweisen dich bei Bedarf an Fachärzt*innen, die gegebenenfalls weiterführende Untersuchungen durchführen. Bei Akutfällen oder bei schwierigeren Erkrankungen des Darms sind die Krankenhäuser zuständig.
Früherkennung und Krebs
Darmkrebs-Erkrankungen sind in Österreich zahlenmäßig rückläufig – das könnte auch an der Dickdarmkrebs-Früherkennung liegen. Zwar gibt es in Österreich kein strukturiertes Früherkennungsprogramm, aber die medizinischen Fachgesellschaften rufen regelmäßig dazu auf. Bei der Früherkennungsuntersuchung wird eine Darmspiegelung durchgeführt. Dabei wird der Dickdarm nach Veränderungen abgesucht, etwa Polypen oder krankhaften Vorstufen. In manchen Fällen werden diese gleich entfernt. Empfohlen wird die Früherkennungsuntersuchung ab dem 50. Lebensjahr, bei Personen mit familiärem Risikoprofil bereits ab dem 40. Lebensjahr. Bei gesunden Menschen sollte sie alle zehn Jahre stattfinden. Je nach Risiko, kann sich das Intervall auch auf ein, drei oder fünf Jahre verkürzen.
Von Darmkrebs betroffenen Menschen stellt die Selbsthilfe Darmkrebs ein umfangreiches Beratungsangebot zu Verfügung.
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