Was hartnäckige Nervenschmerzen lindern kann
Nervenschmerzen sind mal brennend, mal elektrisierend, mal einschießend-stechend. Sie können sich durch ein Gefühl des „Eingeschnürt seins“ bemerkbar machen und mit Taubheitsempfindungen einhergehen. Oft sind selbst leichte Berührungen schmerzhaft und „normale“ schmerzauslösende Reize wirken vielfach heftiger und langanhaltender. Sie können chronisch werden, verursachen Schlafstörungen und werden sogar mit Depressionen in Verbindung gebracht. Doch es gibt Möglichkeiten, Nervenschmerzen zu lindern. Unter anderem mit dem Stoff, der Chilis scharf macht.
Wenn Nerven geschädigt sind, können Schmerzen ohne einen offensichtlichen Auslöser auftreten. Der Körper reagiert darauf – im wahrsten Sinne des Wortes – gereizt. „Aufgrund dieser Schädigungen kann zu einer Ausschüttung von Substanzen kommen, die die Nervenfasern noch empfindlicher machen“, erklärt Primarius Dr. Manfred Greher, Schmerzexperte im Gesundheitspark Herz-Jesu Wien.
Die Nerven in Armen, Beinen und Organen („peripheres Nervensystem“) können zudem die Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark („zentrales Nervensystem“) negativ beeinflussen und das Schmerzempfinden verstärken.
Viele Ursachen
Nervenschmerzen können unter anderem durch Engpass-Syndrome ausgelöst werden. Zu den bekanntesten zählt das Karpaltunnelsyndrom.
Der Karpaltunnel liegt an der Innenseite des Handgelenks. Schwillt dessen Gewebe an, gerät der Mittelarmnerv unter Druck. „Typische Symptome des Karpaltunnelsyndroms sind Missempfindungen, Schmerzen und Taubheitsgefühle in den ersten drei Fingern bis hin zur gesamten Hand, die nächtlich verstärkt auftreten“, schildert OÄ Dr. Sophie Sauerbruch, Neurologin im Gesundheitspark Herz-Jesu Wien. „Im weiteren Krankheitsverlauf kann es zu einer permanenten Taubheit einzelner Finger oder sogar zu Lähmungserscheinungen kommen.“
Daneben können auch Schadstoffe oder andere Einflüsse Nervenschäden und damit Nervenschmerzen auslösen, wie Diabetes, Alkoholmissbrauch, aber auch ein Vitaminmangel oder bestimmte Arzneistoffe, die bei der Chemotherapie eingesetzt werden. Zu weiteren Ursachen zählen Verletzungen, Nachwirkungen von Entzündungen – etwa einer Gürtelrose – und Störungen der Blutzufuhr.
Bei einer Trigeminusneuralgie sorgt eine Gefäßschlinge für einen Engpass und schädigt den „Drillingsnerv“, einen von insgesamt zwölf Gehirnnerven. Blitzartig einschießende, extreme Gesichtsschmerzen sind die Folge, die häufig mit Kieferproblemen verwechselt werden.
In Rückenmark und Gehirn lösen außerdem Infarkte, Blutungen, entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Tumoren oder Verletzungen die Beschwerden aus.
Früherkennung schützt vor bleibenden Nervenschäden und -schmerzen
Je früher die Ursache von Nervenschmerzen diagnostiziert wird, desto besser können weitere Schäden verhindert werden. Im ersten Schritt erheben Mediziner*innen dazu die Krankengeschichte, die bereits wertvolle Hinweise geben kann. Anschließend kommt es meist zu weiterführenden Untersuchungen (siehe Infobox).
So werden Nervenschmerzen behandelt
Gleich vorweg: ein Patentrezept gegen Nervenschmerzen gibt es nicht. „Die Therapie ist sehr individuell und hängt von den Vorerkrankungen, Alter, Gesundheitszustand und natürlich von Art und Ausmaß der Nervenschädigungen ab”, erklärt Prim. Greher. Wenn möglich, wird die Ursache der Schmerzen bekämpft. Beispielsweise wird beim Karpaltunnelsyndrom versucht, die Verengung zu beheben. Sind diese Maßnahmen nicht ausreichend oder möglich, dann stehen spezielle bewährte Medikamente wie Antiepileptika, Antidepressiva, Opiate und Cannabinoide sowie eine große Bandbreite an lokalen Behandlungsmethoden zur Verfügung.
Lokale Therapien
Wärme- und Kälteanwendungen haben bei manchen Betroffenen eine lindernde Wirkung. Die Studienlage dazu ist jedoch nicht eindeutig. Ergo- und Physiotherapie kann bei Patientinnen und Patienten, die unter Ausfällen leiden, helfen. Auch diverse Strom- und Elektrotherapien wie TENS („Transkutane elektrische Nervenstimulation“) stehen zur Verfügung.
Spezielle Hautpflaster wirken an Ort und Stelle. Diese geben beispielsweise eine hohe Dosis von Capsaicin ab – das ist jener Wirkstoff, der der Chili ihre Schärfe gibt. Mit diesem sind erstaunliche Verbesserungen möglich. Nach einmaliger, maximal einstündiger Behandlung kann in manchen Fällen eine bis zu dreimonatige Schmerzlinderung erreicht werden. Allerdings eignet sich dieses Verfahren nur für Nervenschäden, die in einer begrenzten Region auftreten. Die Haut an dieser Körperstelle muss außerdem intakt sein und benötigt eine Vorbehandlung.
Daneben gibt es noch eine Vielzahl weiterer Maßnahmen, wenn Einzelnerven betroffen sind. Insbesondere die punktgenaue, Ultraschall-gezielte Nervenblockade, die Prim. Greher vor 20 Jahren mitentwickelt hat, kann da Linderung bringen. Durch Lokalanästhesie, das Einfrieren oder Veröden von Nerven sowie die Behandlung mit Botox werden die betroffenen Nerven ruhig gestellt.
Und: In ausgeprägten chronischen Fällen kann auch eine Psychotherapie dabei helfen, Nervenschmerzen zu lindern und besser mit diesen umgehen zu können.
Wer hilft dir bei Nervenschmerzen?
Erste Anlaufstelle bei Nervenschmerzen sind Neurologinnen und Neurologen. Diese können dich bei Bedarf auch zu weiteren Expertinnen und Experten überweisen.
Untersuchungsmethoden, um Nervenschmerzen abzuklären:
Bei der Elektroneurografie wird der zu untersuchende Nerv elektrisch stimuliert. Elektroden, die auf der Haut aufgeklebt sind, zeichnen die Reizantwort auf. Daraus können Informationen über den Funktionszustand des Nervs und den Ort der Schädigung gewonnen werden.
Die Elektromyografie misst die elektrische Aktivität in ausgewählten Muskeln. Dazu werden dünne Nadelelektroden in den zu untersuchenden Muskel eingeführt.
In der Magnetresonanztomografie (MRT) kann das Nervensystem in Form von Schichtbildern dargestellt werden.
Außerdem ist es möglich, Nerven mit Ultraschall zu untersuchen.
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