Nichtalkoholische Fettleber – gefährlich, aber heilbar
Die Leber als Stoffwechselzentrale unseres Körpers ist entscheidend für Gesundheit und Wohlbefinden. Ein neues Volksleiden – die nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) – schränkt aber heute bei vielen Betroffenen ihre Funktionsfähigkeit deutlich ein. Da die Erkrankung lange nicht weh tut, wird das Gesundheitsrisiko oft stark unterschätzt. Dabei kann Abspecken komplette Heilung bringen.
Die Leber ist ein Organ mit erstaunlichen Fähigkeiten. Sie erfüllt rund 500 verschiedene Aufgaben in unserem Körper und ist sozusagen die Schaltzentrale unseres Stoffwechsels. Alles, was wir zu uns nehmen – Nahrung, Getränke, Medikamente, Alkohol, Schadstoffe, Mikroplastik – gelangt zunächst über die Leberpfortader in die Leber, wo zahlreiche Umwandlungsprozesse stattfinden.
Insgesamt filtert die Leber täglich die unvorstellbare Menge von rund 5000 Litern Blut aus dem gesamten Organismus (das entspricht dem Fassungsvermögen von etwa 28 Badewannen).
Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehören der Abbau von Giftstoffen wie Alkohol und Resten von roten Blutkörperchen und Darmbakterien sowie die Wiederverwertung von wertvollen Stoffen; außerdem ist die Leber für die Produktion von bis zu 1 l Gallensaft pro Tag und die Speicherung von Vitalstoffen wie Vitamin A und B12 verantwortlich.
Leber reguliert Blutzuckerspiegel
Ebenso ist die Leber dafür verantwortlich, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten, um eine optimale Energieversorgung des Körpers zu gewährleisten. Bei steigendem Blutzuckerspiegel regt sie die Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse an; Insulin sorgt dafür, dass der Blutzucker in die Körperzellen eingeschleust wird. Bei Zuckermangel kann die Leber Zucker auch aus anderen Stoffen wie Eiweiß und Fett herstellen und ins Blut abgeben. Überschüssiger Blutzucker kann in Form von Glykogen in den Muskeln und in der Leber gespeichert werden.
Die Kapazitäten der Glykogenspeicher unseres Körpers sind allerdings sehr begrenzt, nämlich 100 bis 150 Gramm in der Leber und je nach Muskelmasse rund 300 bis 600 Gramm in der Muskulatur. Übersteigt die Zuckerzufuhr durch intensiven Kohlenhydratkonsum diese Speicherkapazitäten, wird der Überschuss in Fett umgewandelt.
Fettleber und Diabetes – meist ein Duett
Besonders gefährlich ist die Fetteinlagerung im Bauchraum, das sogenannte Viszeralfett. Es verursacht Entzündungen, schüttet Hormone aus und lagert sich an allen inneren Organen an. Von einer Fettleber spricht man, wenn 5% oder mehr der Leberzellen von dieser krankhaften Fetteinlagerung betroffen sind.
Die Folge ist eine Entzündung der Leberzellen und eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit des Organs, worunter der gesamte Stoffwechsel leidet. Der Insulinspiegel bleibt länger erhöht, da die Leber für den Abbau des Insulins zuständig ist. Dadurch verlieren die Körperzellen allmählich ihre Empfindlichkeit gegenüber Insulin, und es kommt zu einem chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel, einem Typ-2-Diabetes. So liegt bei 46–70% der Menschen mit Prädiabetes auch eine Fettleber vor.1
Gesundheitsrisiko ohne klare Warnung
Die medizinischen Daten belegen es eindeutig – die NAFLD ist mit einer erhöhten Sterblichkeit in der Gesamtbevölkerung verbunden. Sie geht in der Regel mit Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Diabetes einher und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs im gesamten Körper erheblich.
Darüber hinaus entwickelt sich die Krankheit bei einem gewissen Prozentsatz der Betroffenen zu Hepatitis, Leberzirrhose und sogar Leberkrebs.
Das Heimtückische: Die Leber leidet still. Lange Zeit treten keine Schmerzen auf, weshalb die Bedeutung der Erkrankung oft unterschätzt wird. Dabei könnten gerade durch eine frühzeitige Änderung des Lebensstils schwere Folgeerkrankungen vermieden und die Gesundheit insgesamt verbessert werden.
Warnsignale, bei denen du an die Leber denken solltest – auch ohne erhöhte Leberwerte:
Müdigkeit und Antriebsverlust
Schlafstörungen
Probleme bei der Gewichtskontrolle
Epidemie überrollt Gesundheitssystem
In den westlichen Industrienationen ist die NAFLD die häufigste Lebererkrankung. In unseren Breitengraden leidet fast ein Drittel der Bevölkerung an dieser krankhaften Verfettung des Organs. Sogar 11–14% der schlanken Menschen2 und 7–10% der Kinder3 sind betroffen.
„Gegen die nichtalkoholische Fettleber gibt es noch keine Medikamente“, erklärt Mag. Christine Pasterk, Molekularbiologin und Ernährungsberaterin aus dem Gesundheitspark Wien Speising und ergänzt: „Eine Änderung des Lebensstils kann jedoch helfen.“
Die gute Nachricht: Selbstfürsorge hilft
Die Mehrzahl der NAFLD-Fälle wird durch Übergewicht, vitalstoffarme Ernährung und Bewegungsmangel verursacht. Das größte Übel in der Ernährung ist heute der übermäßige Konsum isolierter Kohlenhydrate wie Zucker und Weißmehl. Die aktuelle Studienlage belegt klar: „nicht Fett macht fett, es sind primär die Kohlenhydrate."
Die gute Nachricht ist, dass die Leber eine enorme Regenerationsfähigkeit besitzt und sich durch geeignete Lebensstil-Maßnahmen wieder vollständig regenerieren kann. Das ist allerdings oft nicht einfach, denn es erfordert Wissen und mentale Stärke. Studien zeigen, dass die Chancen auf nachhaltige Veränderungen mit professioneller Unterstützung in den Bereichen Ernährung und Bewegung deutlich höher sind4; mentale Unterstützung kann helfen, innere Widerstände zu überwinden.
Als ideale Ernährungsform gegen Bauchfett und Entzündungen gilt heute die mediterrane Diät.5 Wichtig ist auch eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren aus Meeresfischen, wobei wegen der Schwermetallbelastung an eine Supplementierung mit hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln zu denken ist. Eine Leberfastenkur kann helfen, das Leberfett schneller abzubauen und den Stoffwechsel zu entlasten; auch hier ist eine professionelle Anleitung von Vorteil.
Welche Ernährung sich deine Leber wünscht:
Einen hohen Anteil an Gemüse und Obst, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und Fisch.
Moderate Mengen an Geflügel und Milchprodukten.
Möglichst wenig rotes Fleisch, Zucker und Weißmehl.
Viele gesunde pflanzliche Fette wie Olivenöl, Rapsöl, Leinsamen- und Nussöle.
Viele Ballaststoffe und Antioxidantien.
Verzicht auf hochverarbeitete Lebensmittel wie z. B. Fertigprodukte.
Ein besonderes Problem: der Fruchtzucker, vor allem in Fruchtsäften, Smoothies und Softdrinks.
Quellenangaben
Arias-Fernández M, Metabolites 2023 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37110189/
Suri A et al., Clin Ther 20221 https://www.clinicaltherapeutics.com/article/S0149-2918(21)00049-7
Young S, Hepatology Comm 2020 https://aasldpubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/hep4.1519
Wadden TA et al., N Engl J Med 2011 (Look AHEAD Study) https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/Nejmoa1109220
Yaskolka Meir A et al., Gut 2021, 0:1–11 (DIRECT PLUS trial) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33461965/
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